Aus dem Buch/dem Film „Der Marsianer“ ließe sich ein gutes E-Learning-Tool machen. Die Leistung des Helden Mark Watney besteht darin, dass er seine lebensfeindliche Umwelt – er wurde versehentlich allein auf dem Mars zurückgelassen – so weit beherrscht, dass ihm das Überleben gelingt.
Überhaupt liest sich das Buch so, als wenn der Autor seine Leser davon überzeugen wolle, wie sinnvoll und nützlich es ist, im Physik-Unterricht gut aufzupassen. „Du hast dieses eine Gas und lässt es mit diesem anderen Stoff reagieren? Dann pass bloß auf: Das Ergebnis ist hochexplosiv.“ So ergeht es dem Helden, als er feststellt, dass er einen Teil seiner Behausung versehentlich zu einer Art Bombe umfunktioniert hat. (Die genaue chemische Reaktion müsste ich aus dem Buch erst heraussuchen).
So eine Story kann einen jungen Menschen durchaus motivieren, in der Schule aufzupassen. Gerade jetzt, wo davon die Rede ist, dass Flüge zum Mars geplant sind.
„Ey, cool. Wenn ich allein auf dem Mars zurückgelassen werden sollte, dann kann ich dank meiner guten Kenntnisse in Physik und Chemie dennoch überleben. Und hier in diesem Spiel kann ich das schon mal lernen.“
Also wer sich davon nicht mitreißen lässt, der kann nicht Astronaut werden.
Für die Umsetzung in Form von E-Learning bieten sich generell solche Dinge an, die nach vorgegebenen Gesetzmäßigkeiten ablaufen. Neben den Naturgesetzen gibt es die von Menschen gemachten juristischen Gesetze. Gute Themen für spielerisches E-Learning wären etwa:
- Wir gründen einen Verein
- Wir gründen eine GmbH
- Ich werde GmbH-Geschäftsführer
Bei all diesen Tools würde man die lernende Person mit typischen Aufgabenstellungen konfrontieren. Auf die jeweilige Situation müsste sie entsprechend reagieren. Wer seine Rechte und Pflichten in dem jeweiligen „Spiel“ nicht kennt, dem ergeht es schlecht.
Wie wäre es denn, wenn ich den Job als GmbH-Geschäftsführer übernehmen würde? Worauf muss ich hier besonders achten? Wie, die GmbH ist knapp bei Kasse? Macht nix, wir vertrösten unsere Lieferanten auf bessere Zeiten. Wie, jetzt soll ich auch noch in den Knast, weil ich es versäumt habe, beim Amtsgericht die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu beantragen? So ein Scheiß-Spiel!
Spiele, die in einer erfundenen Umgebung nach erfundenen Regeln ablaufen, reizen mich persönlich überhaupt nicht. Wenn ein Spiel aber „wirkliche“ Gesetze abbildet und mir ein spielerisches Probehandeln ermöglicht, dann finde ich das reizvoll. Auf so etwas wie eine tolle Grafik kommt es dabei überhaupt nicht an. Bleiben wir bei dem Beispiel mit dem GmbH-Geschäftsführer. Eine solche Simulation würde man völlig anders spielen als etwa einen Flugsimulator.
Als Spieler würde ich lediglich meine reale E-Mail-Adresse angeben. Dann bekäme ich E-Mails mit den entsprechenden Nachrichten von meinen Mitarbeitern, von der Sozialversicherung, vom Finanzamt, irgendwelchen Behörden, von Lieferanten etc., natürlich alles fiktiv. Diese müsste ich bearbeiten. In den Mails führt jeweils ein Antwort-Link zu einer Möglichkeit, irgendwie zu reagieren. Die Formulierungen, Formulare etc., die hier verwendet werden, sollten dabei gerade nicht „erfunden“ sein, sondern die bundesdeutsche aktuelle Realität möglichst exakt abbilden. Der Sinn des Spiels wäre ja gerade, die Realität spielerisch kennenzulernen.
Als Spieler sitze ich also nicht vor einer Simulation, sondern werde in die Simulation eingebettet. Im besten Fall merke ich gar nicht mehr: Ist das jetzt noch Spiel oder schon Realität?
Wahrscheinlich ist es ein ziemlicher Aufwand, solche Simulationen zu erstellen, aber man kann ja mit Teilen anfangen. Diese Teile ließen sich dann im Laufe der Zeit zu größeren Einheiten verknüpfen. Wahrscheinlich wäre es dabei gut, eine Art Programmiersprache für E-Learning-Tools zu haben, aber das ist ein anderes Thema.
Ach, wie man solche Simulationen auch gut verwenden kann: Natürlich zur Bewerberauswahl. Hier zeigt sich, ob jemand die „Spielregeln“ beherrscht, also der jeweiligen Aufgabe gewachsen ist, oder ob jemand aus dem Haus eine Bombe macht.
Ein Realitäts-Simulator für Behördengänge & Co. klingt nach einer sehr guten Idee! Vor allem in Bezug auf Gründung von Unternehmen in verschiedenen Rechtsformen – das alles einmal ohne Risiko ausprobieren zu können, dabei würde man noch einiges lernen. Für den Fall, dass ein Spieler einmal an den ganzen Formularen scheintern sollte, empfehle ich: Passierschein A38
-> https://www.youtube.com/watch?v=lIiUR2gV0xk
Physik ist wichtig, und mit Andy Weir sogar aufregend und macht Spaß. Sehr schöne Darstellung der Aufgabenbewältigung im Bereich des Problemlösens unter quasi Realistischen Bedingungen, soweit nachvollziehbar. Die Kriterien Anwendbarkeit, Realismus und Unterhaltung sind wunderbar gegeben.